Auf ein Wort - Dezember 2015

In meinem Urlaub habe ich einen Artikel in einer süddeutschen Zeitung gelesen, in dem es um das veränderte Kaufverhalten deutscher Konsumenten ging. Nicht die Qualität und der Preis eines Produkts sind für die Kaufentscheidung von Bedeutung; das Kauferlebnis tritt zunehmend in den Vordergrund. Emotionen beim Kaufen spielen eine größere Rolle als die Geldmenge, die dafür fällig wird. Ob teures Handy oder billiges T-Shirt, der Qualität und der Art und Weise, wie das Produkt hergestellt wurde, widmen nur wenige ihre Aufmerksamkeit.

Diesem streckenweise naiven und unbedachten Konsumverhalten versuchen Verfechter fairen Handels zunehmend entgegenzuwirken. Auch der Kakaobauer in Südamerika soll einen angemessenen Anteil des Verkaufserlöses erhalten. Damit wird „Shoppen“ zur politischen Willenserklärung. Nicht das durch geschickte Manipulation herbeigeführte, vermeintliche Glücksgefühl, das schnell verblasst, sondern eine bewusst getroffene Entscheidung schafft dem Käufer die Genugtuung verantwortungsvoll gehandelt zu haben.

Der zitierten Studie zufolge wünscht sich die Mehrheit der Konsumenten den Tante-Emma-Laden um die Ecke, geht aber selten hin, sondern kauft dann doch lieber im vermeintlich preisgünstigeren Supermarkt ein. Dem Aspekt, dass der Tante-Emma-Laden nicht von Luft und Liebe leben und überleben kann, wird keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt.

Drei Inhaber des Schollenlädchens haben wegen mangelnder Konsumnachfrage hintereinander das Handtuch geworfen und aufgegeben. Der letzte Inhaber fand nicht mal mehr einen Nachfolger, der den Laden übernehmen wollte. Mehrere Interessenten haben sich für das Lädchen interessiert, einzelne haben wegen fehlender Erfolgsaussichten wieder zurückgezogen. Jetzt versucht es Herr Öcalan Dogangüzel. Wir wünschen ihm nicht nur viel Erfolg. Er hat über lange Zeit in der Markthalle in Tegel einen Stand mit mediterraner Feinkost geführt, den viele kannten und in bester Erinnerung haben. Er hat uns ein Konzept vorgestellt, das den Wünschen der Mehrheit der Schollaner entspricht. Jetzt ist es an den Schollanern dazu beizutragen, uns das Schollenlädchen zu erhalten. Auch wenn die Milch nicht so preiswert wie im Supermarkt ist, der Weg zum Schollenlädchen ist deutlich kürzer. Wir haben unser Möglichstes getan, um das Geschäft an dieser Stelle zu etablieren. Nun ist es an Ihnen mitzuhelfen, dass es sich dort halten kann.

Ich hoffe sehr, dass Sie in Adventszeit die Ruhe und Besinnlichkeit finden an Zurückliegendes zu denken und Geschehnisse eventuell aufzuarbeiten. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches, friedvolles und ruhiges Weihnachtsfest und einen guten Start in ein gesundes und glückliches Jahr 2016.


im Dezember 2015